Liquiditätsplan

Was ist ein Liquiditätsplan?

Der Liquiditätsplan ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Finanzplanung eines Unternehmens. Er dient dazu, abzuschätzen, wie sich die zukünftigen eingehenden und ausgehenden Zahlungsströme entwickeln werden. Ein Liquiditätsplan hilft also dabei, einen Liquiditätsengpass schon frühzeitig vorauszusehen, sodass Verantwortlichen mehr Zeit bleibt, darauf zu reagieren. In vielen Fällen kann so der Engpass schon eliminiert werden, bevor er überhaupt entsteht, oder zumindest in seiner Auswirkung abgeschwächt werden.

Welches Ziel hat die Liquiditätsplanung?

Die Liquiditätsplanung verfolgt zwei Ziele:

1. Sicherstellung der Liquidität des Unternehmens

Wie eingangs erwähnt, dient die Liquiditätsplanung dazu, dass finanzielle Engpässe vermieden werden - und somit die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu jeder Zeit gewährleistet ist. Mit einer detaillierten Liquiditätsplanung ist es möglich, die liquiden Mittel im Unternehmen so zu verteilen, dass rechtzeitig an den richtigen Stellen Geld zur Verfügung steht, um die Kosten jederzeit zu decken.

2. Beitrag zur Umsatzsteigerung

Aus dem ersten Punkt ergibt sich das zweite Ziel der Liquiditätsplanung: die Steigerung des Unternehmensumsatzes. Nicht nur ist durch die Planung möglich, dass die liquiden Mittel zur optimalen Kostendeckung eingesetzt werden, sondern auch zur strategischen Unternehmensplanung. So kann ein Liquiditätsplan auch die Frage beantworten, wann ein günstiger Zeitpunkt ist, eine Investition zu tätigen, um beispielsweise die Produktionskapazität und somit die Effizienz des Unternehmens zu steigern.

Der Liquiditätsplan senkt das Risiko für eine Insolvenz

Gegenläufige Ziele als Herausforderung der Liquiditätsplanung

Es ist ersichtlich, dass die obigen beiden Ziele gegenläufig sind, denn auf der einen Seite wird eine hohe Liquidität angestrebt, um die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen; auf der anderen Seite steht jedoch die Umsatzsteigerung, bei der möglichst viel Liquidität im Unternehmen im Umlauf sein muss, um das operative Geschäft möglichst effizient am Laufen zu halten.

Daher ist die Liquiditätsplanung immer eine Gratwanderung, bei der genügend freie liquide Mittel für Engpässe oder unvorhergesehene Kosten als Puffer vorgehalten werden müssen, und die restlichen liquiden Mittel so im Unternehmen verteilt werden, dass sie zur Steigerung des Umsatzes beitragen.

Was beinhaltet der Liquiditätsplan?

Im Liquiditätsplan werden die Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens einander gegenübergestellt. Konkret sind damit die Einzahlungen und Auszahlungen gemeint, die auf sämtlichen Unternehmenskonten jeden Tag, entweder regelmässig oder unregelmässig getätigt werden.

Zu den Einzahlungen zählen dabei:

Kundenzahlungen

Steuerrückerstattungen

Bargeldbestände / Schecks

Mit den Auszahlungen sind sämtliche laufende Kosten des Unternehmens gemeint:

Lohn-/Gehaltszahlungen

Gebäudemiete

Leasingkosten für Anlagen oder Fahrzeuge

allgemeine Betriebskosten (Strom, Wasser, etc.)

Verträge und Abos (Internet/Telefon, Software-Lizenzen)

Steuerzahlungen

Zahlungen an Lieferanten

Je nach Unternehmen können bei den Einzahlungen und Auszahlungen noch andere Posten aufgeführt sein, deswegen sind die obigen Aufzählungen nicht vollständig, sondern sollen nur einen allgemeinen Überblick über die gängigen Zahlungsströme auf den Geschäftskonten geben.

Liquiditätsplan erstellen

Mit Hilfe einer Excel-Vorlage lässt sich ein Liquiditätsplan recht einfach erstellen. Die Vorlage muss dabei nicht ausserordentlich kompliziert sein, um einen ersten Überblick über die Liquidität des Unternehmens zu erhalten.

Liquide Mittel nach Einnahmen und Ausgaben trennen

Prinzipiell werden die Einnahmen und Ausgaben einander gegenübergestellt. Als erste Orientierung kann die Aufzählung der einzelnen Positionen bei den Einzahlungen und Auszahlungen im vorigen Abschnitt dienen.

Wer noch nie einen Liquiditätsplan erstellt hat, dem sei empfohlen, die Kontotransaktionen der vergangenen drei bis sechs Monate in die Tabelle einzutragen. Diese Arbeit ist notwendig, um einen Eindruck über die Struktur der Einnahmen und Ausgaben zu erhalten, um diese später möglichst realistisch in die Zukunft zu projizieren für eine solide Planung.

Transaktionen auf allen Geschäftskonten berücksichtigen

Die Aufgabe, die am meisten Zeit in Anspruch nimmt bei der Liquiditätsplanung, ist das Sichten der Geschäftskonten und das Übertragen der einzelnen Transaktionen in die Excel-Vorlage.

Die Transaktionen werden gemäss ihrer Kategorie in die Tabelle eingetragen (z.B. Zahlungen für Strom und Wasser unter den allgemeinen Betriebskosten zusammenfassen). Die Gruppierung in verschiedene Kategorien macht den Liquiditätsplan übersichtlich.

Zusätzlich hilft die Kategorisierung dabei, bei der Liquiditätsanalyse hohe Kostenpunkte zu identifizieren. Unternehmen, die zum ersten Mal eine detaillierte Liquiditätsplanung durchführen, sind häufig überrascht, wie hoch einzelne Kosten in ihrem Betrieb sind.

Salden am Monatsende ermitteln

Für jeden Monat werden im Liquiditätsplan die Ausgaben von den Einnahmen abgezogen, und zum Saldo des Vormonats hinzu addiert - es entsteht also ein rollierendes System. Der Saldo am aktuellen Monatsende ist dann entweder positiv oder negativ, was einem Überschuss oder einem Defizit an Liquidität entspricht.

Liquiditätsplanung für die kommenden Monate prognostizieren

Sind die Transaktionen der vergangenen Monate eingetragen, geht es daran, Muster zu erkennen. Insbesondere auf der Seite der Auszahlungen gibt es wiederkehrende Transaktionen, die betragsmässig von Monat zu Monat identisch sind, bzw. kaum schwanken: die Fixkosten. Diese sind in der monatlichen Vorausplanung sehr einfach zu berücksichtigen.

Die variablen Kosten sowie die Einnahmen dagegen müssen abgeschätzt werden. Hierbei ist es wichtig, auch eventuelle Saisonalitäten mitzuberücksichtigen, wenn zum Beispiel bekannt ist, dass in den Sommermonaten mehr Einnahmen erzielt werden als in den Wintermonaten.

Auch die variablen Kosten sollten unter Einbeziehen der Unternehmensplanung für die kommenden Monate abgeschätzt werden. Steht zum Beispiel eine Investition an, muss der dafür vorgesehene Betrag in der Liquiditätsplanung im Monat des beabsichtigten Kaufs berücksichtigt werden.

Ziel dieser Planung ist es, die eingehenden und ausgehenden Zahlungsströme möglichst realistisch in die Zukunft zu projizieren.

Liquiditätsplan interpretieren

Mit Defiziten richtig umgehen

Ist der Liquiditätsplan mit Hilfe der Excel-Vorlage erstellt, erfolgt die Interpretation der Planung. Hier können häufig schon drohende Liquiditätsengpässe abgeschätzt werden, zum Beispiel, wenn aufgrund einer erwarteten sinkenden Kundennachfrage in zwei Monaten ein Liquiditätsdefizit erwartet wird.

Damit haben Verantwortliche Zeit, sich auf diese Situation vorzubereiten und im Vorfeld Massnahmen zu ergreifen, damit die Zahlungsfähigkeit erhalten bleibt. Solche Massnahmen können zum Beispiel die Aufnahme eines Kredits sein, oder das Veräussern von Vermögenswerten, um mehr liquide Mittel zu erhalten.

Überschüsse optimal im Unternehmen investieren

Auf der anderen Seite macht der Liquiditätsplan auch die Planung für Investitionen im Unternehmen einfacher. Wird in den kommenden Monaten beispielsweise ein Überschuss an Liquidität erwartet, haben Verantwortliche die Möglichkeit, schon frühzeitig die Weichen zu stellen und sich zu überlegen, wie sie diese Überschüsse bestmöglich im Unternehmen für sich arbeiten lassen: zum Beispiel in Form von Investitionen in Sachwerte, oder zum Bilden von Rücklagen zur Steigerung des Eigenkapitals.

Liquiditätsplan für bessere Kreditkonditionen

Geht es um die Vergabe eines Unternehmenskredits, sind die Bank oder ein anderes Kreditinstitut nicht nur an der Bilanz des Unternehmens interessiert, sondern auch am Finanzplan. Wer zusätzlich einen detaillierten Liquiditätsplan vorlegen kann, in dem möglichst realistisch abgebildet ist, womit das Unternehmen in den kommenden Monaten an Einzahlungen und Auszahlungen rechnet, fördert das Vertrauen in das Unternehmen. Es zeigt, dass die Verantwortlichen sich eingehend mit der finanziellen Situation auseinandergesetzt haben und am Fortbestand des Unternehmens Interesse haben.

Ausserdem können sich Berater so ein ganz konkretes Bild über den tatsächlichen finanziellen Spielraum des Unternehmens machen. Dies resultiert häufig in einem grösseren Verhandlungsspielraum während der Kreditverhandlungen, sodass der Unternehmenskredit mit günstigeren Kreditkonditionen ausgehandelt werden kann.