Firmenkauf in der Schweiz – Worauf Kaufinteressenten dabei achten sollten
Eine Firma zu kaufen, kann ein Weg in die Selbstständigkeit darstellen. Ein grosser Vorteil dabei ist, dass die Käufer gleich den Kunden- und Mitarbeiterstamm miterwerben. Verfügt das Unternehmen über einen tadellosen Ruf und motivierte Mitarbeiter, kann sich der neue Geschäftsführer zügig um die Weiterentwicklung des Geschäfts kümmern, und verbringt nicht erst viel Zeit damit, das Unternehmen bekannt zu machen, sowie Neukunden und Mitarbeiter zu finden. Je nach Betrieb wird auch ein grosses Inventar (z.B. Produktionsanlagen) und Knowhow miterworben. Das alles erleichtert den Schritt in die Selbstständigkeit gewaltig.
Auf der anderen Seite stehen diesem Unterfangen jedoch auch einige Hürden im Weg: Vor dem Kauf muss man sich bestmöglich über das Unternehmen informieren, damit man keinen Fehlkauf begeht. Da sich sehr viele Interessenten einen Firmenkauf ohne Eigenkapital nicht leisten können, müssen zusätzlich auch noch Finanzierungsangebote eingeholt werden.
Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, worauf Sie beim Firmenkauf besonders achten sollten, damit Sie mit Ihrem neuen Unternehmen glücklich werden.
Blick hinter die Kulissen -
Viel Auswahl beim Firmenkauf
Laut einer Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes Bisnode D&B im Jahr 2020 hatten 13,1 Prozent der Schweizer Unternehmen den Fall einer offenen Nachfolge. Besteht im Familienkreis kein Interesse an der Übernahme, bleibt den Geschäftsführern oft nichts anderes übrig, als das Unternehmen zu verkaufen.
Ein Firmenkauf in der Schweiz ist daher zunächst einmal mit einer grobmaschigen Filterung verbunden, denn Sie müssen sich schliesslich auch wohlfühlen in der Branche.
Wenn Sie ein Unternehmen gefunden haben, das zum Verkauf bereitsteht, und in dessen Produkten oder Dienstleistungen Sie Weiterentwicklungspotenzial erkennen, geht es an die tiefere Nachforschung in Form einer Unternehmensbewertung. Dabei werden die Unterlagen aus der Buchhaltung und Personalabteilung einem genauen Check unterzogen.
Das ist notwendig, um in Erfahrung zu bringen, wie es um die finanzielle und personelle Situation des Unternehmens steht. Hierbei können sich ganz am Anfang schon Dinge hervortun, die von einem Kauf abraten lassen oder bei der Verhandlung des Kaufpreises eine Rolle spielen könnten.
Vor dem Firmenkauf die finanzielle Lage des Unternehmens prüfen
Sehen Sie sich insbesondere die Bilanzen sowie Gewinn-und-Verlust-Rechnungen der letzten drei Jahre genau an, um herauszufinden, ob und in welcher Höhe das Unternehmen liquide ist, über welche Vermögenswerte es verfügt, und ob die Umsatz- und Gewinnentwicklung positiv war.
Auch in die Verträge des Unternehmens sollten Sie sich einen Einblick verschaffen, denn diese gehen ebenfalls in Ihren Besitz über: Arbeits-, Kunden-, Lieferanten-, Miet- und Leasingverträge.
Prüfen Sie ausserdem, ob Verbindlichkeiten in Form von Krediten, Steuernachzahlungen und Pensionsverpflichtungen bestehen. Diese müssen Sie ebenso weiter bedienen und in Ihrer Finanzplanung berücksichtigen.
All dies fliesst ein in die Bestimmung des Vermögenswertes mit ein. Es schadet hier nicht, sich professionelle Hilfe bei einer Unternehmensberatung zu holen, um das bestmögliche bei der Preisverhandlung mit dem bisherigen Besitzer herauszuholen.
Finanzierungsplan für Firmenkauf erstellen
Sind Sie sich absolut sicher, dass Sie das Unternehmen erwerben wollen und haben sich mit dem Verkäufer auf einen Preis geeinigt, geht es daran, eine geeignete Finanzierungsmethode zu finden.
Sie sollten dabei nicht nur den Kaufpreis einkalkulieren, sondern auch sämtliche Kosten, die Ihnen zum Beispiel bei Modernisierungs- und Renovierungsvorhaben, oder durch mögliche Neuausrichtungen des Unternehmens in der Anfangsphase entstehen werden.
Kredit für Firmenkauf – welche Möglichkeiten gibt es?
Ein Firmenkauf ohne Eigenkapital schreckt viele Interessenten vom Kauf ab, doch wenn es sich um ein rentables Unternehmen handelt und der Interessent einen überzeugenden Businessplan vorlegen kann, sind das die besten Voraussetzungen, sich den Traum von der eigenen Firma doch noch erfüllen zu können.
Meist müssen mehrere Arten der Finanzierung miteinander kombiniert werden, denn eine 100%-Finanzierung rein aus Fremdkapital ist meistens nicht möglich.
- Geldgeber im Familien- oder Freundeskreis
Vielleicht gibt es in Ihrem Familien- und Bekanntenkreis jemanden, der Ihnen bei der Finanzierung unter die Arme greifen kann, möglicherweise auch als Geschäftspartner, sodass Sie im Vorfeld schon Eigenkapital haben.
Das wirkt sich später bei der Aufnahme von Fremdkapital auch positiv auf Ihre Tilgung aus, wenn Sie entweder niedriger tilgen können oder der Kredit eine kürzere Laufzeit hat.
Auch wenn Sie sich gut mit Ihrem Sponsor verstehen, sollten Sie dennoch einen Vertrag aufsetzen, in dem die Teilhabe geregelt wird, oder um auszuschliessen, dass die Geldgeber Mitbestimmungsrecht in Ihrem Unternehmen haben. Die Kreditkonditionen können Sie dann individuell aushandeln – auch was passiert, wenn das Unternehmen scheitert.
- Earn out
Eine sogenannte Earn-out-Klausel können Sie im Unternehmenskaufvertrag gemeinsam mit dem Verkäufer festlegen. Dabei setzt sich der Gesamtkaufpreis aus einem Basiskaufpreis und einem Zusatzkaufpreis zusammen. Ersterer wird vorab an den Verkäufer bezahlt, Letzterer zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das im Vertrag festgelegte Ziel für eine Erfolgsgrösse (z.B. Umsatz oder Gewinn) erreicht wurde.
Es muss hierbei also vorab lediglich der Basiskaufpreis finanziert werden.
- Bankkredit
Der Bankkredit ist die gängigste Form für die Finanzierung des Firmenkaufs. Schweizer Banken gewähren meist einen Kredit in Höhe von bis zu 50 Prozent des Kaufpreises. Je nach Branche und Unternehmen haben Sie hier mehr oder weniger Verhandlungsspielraum. Fakt ist jedoch, dass Sie einen beträchtlichen Teil des verbleibenden Kapitals aus anderen Mitteln finanzieren müssen.
Des Weiteren fordern Banken auch Sicherheiten von Ihnen zur Absicherung des Risikos. Das heisst, dass Sie entweder eine Bürgschaft stellen oder Sachwerte wie Immobilien verpfänden müssen.
- Crowdlending
Eine neue und von Banken unabhängige Möglichkeit, einen Kredit für den Firmenkauf zu bekommen, ist das Crowdlending. Mittlerweile gibt es einige Finanzdienstleistungsunternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, zum Beispiel neocredit.ch.
Bei solchen Crowdlending-Plattformen stellen Sie einen Antrag zur Finanzierung (ähnlich wie bei der Bank) und Ihr Vorhaben wird dann von den Plattformbetreibern geprüft. Entschliessen diese sich, Ihnen einen Kredit für den Firmenkauf zu gewähren, schreiben sie das Finanzierungsprojekt aus, und interessierte private oder institutionelle Investoren können dann in das Projekt investieren. Ist die Kreditsumme komplett, wird sie an Sie ausgezahlt.
Der Vorteil von Crowdlending gegenüber einem Bankkredit ist, dass auch mehr als 50 Prozent des Kaufpreises finanziert werden können.
Im Fall von neocredit.ch müssen Kreditnehmer auch keine Sicherheiten zurücklegen, um das Risiko für die Geldgeber zu minimieren, da schon eine strenge Auswahl der Finanzierungsvorhaben im Vorfeld erfolgt.
Fazit
Ein Firmenkauf in der Schweiz kann für Käufer und zukünftige Geschäftsführer ein lukratives und rentables Unterfangen sein, wenn sie einige Dinge beachten.
Wichtig ist, dass ein Unternehmen vor dem Kauf schon auf Herz und Nieren geprüft wird und man die Unterlagen aus der Buchhaltung und sämtliche Verträge genau unter die Lupe nimmt.
Möchte man ohne Eigenkapital den Firmenkauf tätigen, ist das mit einigen Hürden verbunden. Banken gewähren häufig nur einen Kredit in Höhe von maximal 50 Prozent des Kaufpreises bei zusätzlicher Hinterlegung von Sicherheiten.
Bei Crowdlending-Plattformen dagegen hat man manchmal noch bessere Aussichten und kann bis zu 70 Prozent finanziert bekommen. Das Hinterlegen von Sicherheiten ist bei manchen Plattformen Pflicht, manche anderen – wie neocredit.ch – verzichten darauf.
Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten, an Fremdkapital zu kommen, mit denen ein Firmenkauf für Schweizer Jungunternehmer plötzlich gar nicht mehr so unrealistisch ist.
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